Was ist Gestalttherapie?

Die Gestalttherapie ist eine Form der Psychotherapie und gehört zu den humanistischen Therapien. Das bedeutet es geht darum den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und als Individuum zu betrachten und weiterzuentwickeln. Die persönliche Veränderung wird dabei vom Therapeuten bewusst angestossen, unterstützt und aktiv gesteuert. Es geht darum auf lebendige Art und Weise Verhaltensweisen zu erlernen, um seine bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden.

Die Gestalttherapie experimentiert mit den Verhaltensweisen, aber auch mit Bewegungen, Situationen und Handlungen, Gedanken, Gefühlen und den persönlichen Einstellungen. Die Konfrontation mit dem Altbekannten und Neuem soll zeigen, wie der Patient in allen Bereichen seines Lebens reagiert. Dabei geht es sowohl um zwischenmenschliche, als auch emotionale, körperliche und intellektuelle Aspekte. Gestalttherapeuten wählen dabei den holistischen Ansatz, da sie überzeugt sind, dass nur so eine lebensnahe und nachhaltige Behandlung möglich ist. Der Therapeut ist dabei Begleiter und Wegweiser, drängt sich aber in keinem Fall in seiner Rolle auf oder ist dem Patienten überlegen. Jeder Mensch soll sich und er Gestalttherapie frei weiterentwickeln können und wird dabei aktiv unterstützt und gefördert.

Geschichte der Gestalttherapie

Die Begründer der Gestalttherapie sind die Psychoanalytiker Friedrich „Fritz“ Perls und seine Frau Laura Perls. Fritz Perls war ab 1926 in der Ausbildung bei dem renommierten Neurologen Kurt Goldstein. Dieser stellte während einer Veranstaltung dem Ehepaar den Gestaltpsychologen Adhémar Gelb vor. Laura Perls begann kurz darauf die psychoanalytische Ausbildung zur Gestaltpsychologin bei Gelb, der auch gleichzeitig ihr Doktorvater war. An ihrem ersten Werk zur Gestalttherapie namens „Das Ich, der Hunger und die Aggression“ arbeiteten sie beide. Zu dieser Zeit befanden sie sich im Exil in Südafrika da Deutschland von den Nationalsozialisten geführt wurde. Das Buch erschien 1944 und beinhaltet die Bewusstheit und das Gewahrsein als grundlegendes Element der therapeutischen Gestalttherapiepraxis. Fritz Perls benutzte damals noch den Begriff der „Konzentrationstherapie“, um der Bedeutung bewusster Wahrnehmung gerechter zu werden.

Daher kann man von der wahren Begründung der Gestalttherapie erst ab 1951 mit Fritz Perls Werk „Gestalttherapie“ sprechen. Abhängig von der Herkunft eines Menschen, ob Europa, USA, Afrika, Asien oder Australien, entwickelten sich unterschiedliche Varianten und Strömungen später daraus. Wenige Zeit später trennte sich das Paar und Fritz Perls arbeitete an der Westküste der USA, während Laura sich an der Ostküste absetzte. So bildeten sich über die Jahrzehnte zwei unterschiedliche Stile heraus. Einmal den harten, konfrontativen Westküstenstil und den weicheren, integrativen Ostküstenstil.

1973 brachten Erving und Miriam Polster, die beide an der Westküste arbeiteten ihr Buch „Gestalt Therapy Integrated“ heraus. Dieses Buch stellte die erste systematisierte Gestalttherapie-Gesamtdarstellung dar. Joel Latner folgte auf dem Fuss mit seinem Buch „Gestalt Therapy Book“. Barry Stevens ist ebenfalls eine nennenswerte Persönlichkeit der Gestalttherapie. Sie gehörte der Gemeinschaft Fritz Perls und Jim Simin an und widmete sich der Gestalttherapie mehr aus dem Körper-Aspekt heraus. Sie entwickelte schließlich ihre eigene Form der gestalttherapeutischen Arbeit und betonte dabei die Körper Bewusstheit.

In Deutschland wurde Gestalttherapie erst durch Gerhard Heik Portale und Hilarion Petzold bekannt. Beide waren zu ihrer Zeit als Psychologen und Psychotherapeuten tätig. Petzold entwickelte Mitte der 60er Jahre aus den Ansätzen der Psychoanalyse, Gestalttherapie, dem therapeutischen Theater, Leibtherapie, Verhaltenstherapie, Kreativtherapie und Psychodrama ein Verfahren das sich Integrative Therapie nennt. Er wollte einen weiteren holistischen Ansatz schaffen, um sich im offenen Gespräch dem Patienten zu nähern. Dieser Ansatz wurde später von der Gestalttherapie weiter verfolgt.

Heute wird die Gestalttherapie auch in Kliniken angewendet und dabei stetig weiterentwickelt. In der Schweiz, als auch in Österreich lässt sich die Therapie bereits bei der Krankenkasse abrechnen. Leider erkennt das im Jahre 2000 festgelegte Psychotherapeutengesetz nur die Psychoanalyse als fundierte Therapie an. Damit müssen wir in Deutschland noch auf eine wissenschaftlich anerkannte Methodik in der Gestalttherapie warten.

Die Gestalt in der Gestalttherapie

Natürlich ist der zentralste Begriff der Gestalttherapie der Begriff „Gestalt“ selbst. Der grundlegende Begriff Gestalt kommt von dem Verb „gestalten“ und meint dabei das Formen eines sinnvollen Ganzen oder einer strukturellen Gesamtheit. Es geht dabei genauer um das bilden von Gestalten als Hintergrund, von dem sich schließlich die eigentliche Gestalt abhebt. Einzelne Elemente werden dabei als sinnvolle Ganzheiten analysiert und mit der Wahrnehmung im sozialen und eigenexistenziellen Leben zum Ausdruck gebracht. Gestalt ist nicht einfach die Summe der Einzelteile, aber die Einzelteile lassen sich besser herausarbeiten, wenn man alle Facetten kennt. Ein Dreieck beispielsweise, besteht nicht nur aus drei Strichen, sondern wird von uns als Ganzes wahrgenommen. Ein Musikstück besteht nicht nur aus den Tönen, sondern wir nehmen die Melodie war. In dieser Form sehen die Gestaltpsychologen auch das einzelne Individuum oder den Patienten, der von Kultur und sozialen Kontakten genauso geprägt wird, wie auch von vielen weiteren Einflüssen. Die Psyche wird dabei nicht vom Körper getrennt betrachtet, sondern in das Gesamtbild mit eingefügt.

Ziele der Gestalttherapie

Wie wir zuvor gelernt haben steht im Mittelpunkt das Thema Ganzheitlichkeit. Die Einheit von Körper, Seele und Geist unterstützt dabei zu einer Ganzheit zu gelangen. Während der Mensch die Fähigkeit zur Selbstheilung und Regulierung in sich trägt kommt es zu ständigen Wechselbeziehungen mit dem Umfeld. Die Selbstheilung und Regulierung hilft dabei sich weiterzuentwickeln und die Ein- und Auswirkungen des Umfeldes besser zu verarbeiten. Da dies die Grundalge der Weiterentwicklung des Menschen darstellt, zielt die Gestalttherapie darauf ab, dass der Mensch auf dieser Grundlage neue Erfahrungen macht. Sie öffnet den Raum des Erlebens in dem Spontanität und Kreativität genauso ihren Platz haben, wie der eigene Wachstum. Durch kreative Anpassung geht die Person in den Dialog mit der Außenwelt und definiert sich und ihre Ansichten neu. Es werden neue Möglichkeiten angezeigt, die sowohl bewusstseinsfördernd aber auch erlebnisorientiert sind.

Manche Patienten überfordert die Therapie, weil sie an Depression oder körperlichen, sowie psychischen Symptomen leiden. Der Gestalttherapeut ist dafür verantwortlich die Patienten durch diese Zeit hindurch zu navigieren und sie dabei zu unterstützen, wieder in ihre eigene Kontrolle zu kommen. Ob eine Therapie erfolgreich ist hängt stark von der Beziehung zwischen dem Patienten und dem Therapeuten ab. Die Struktur des aktuellen Erlebens und die Art des Kontakts mit sich selbst und der Umwelt werden in der Gestalttherapie geklärt. Es kommt nicht darauf an, was ein Patient erlebt, gesagt, getan hat oder an was er sich erinnert, sondern wie es passiert ist. Durch das Studium dieser sehr persönlichen Erfahrungsstruktur aus der Vergangenheit, im Hier und Jetzt, ist es möglich, die dynamische Beziehung zwischen Patient und Umgebung zu beleben und dadurch den Kontakt zu steigern, das Bewusstsein zu fördern und das Verhalten zu aktivieren. Ziel ist es letztendlich, dass der Patient mehr Kontrolle über sein Leben erlangt und dabei sein volles Potenzial entwickeln kann.

Gestalttherapie hilft besonders bei

Die Gestalttherapie ist eine Form der Psychotherapie, die auf der Förderung von Selbstbewusstsein, Verantwortung und persönlichem Wachstum durch das Erkunden von Gefühlen und Verhaltensweisen basiert.

  • Angststörungen
  • Depression
  • Stressbewältigung
  • Beziehungsprobleme
  • Identitätsfragen
  • Selbstwertprobleme
  • Traumata
  • Suchtverhalten
  • Essstörungen
  • Schlafstörungen
  • Konfliktbewältigung
  • Lebensübergänge
  • Geringes Selbstvertrauen
  • Kommunikationsprobleme
  • Arbeit mit Kreativität und Selbstausdruck
  • Emotionale Blockaden
  • Entscheidungsfindungsschwierigkeiten
  • Grief und Verlust
  • Schwierigkeiten mit persönlicher Veränderung
  • Probleme bei der Selbstregulation

Es ist wichtig zu betonen, dass die Gestalttherapie individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten ist. Wenn Sie spezifische gesundheitliche Probleme haben, sollten Sie sich an einen qualifizierten Psychotherapeuten wenden, um eine genaue Bewertung und Unterstützung zu erhalten.

Videos über Gestalttherapie

Bücher und Quellen

Bücher über Gestalttherapie

Gestalttherapeutische Kompetenzen für die Praxis
Grundlagen der Gestalt-Therapie
Die Seele berühren

 

Bei den Links handelt es sich um Affiliate-Links. Wir erhalten eine kleine Provision, wenn du ein Produkt kaufst, So haben wir beide was davon. Lieben Dank für Dein Vertrauen.