Was ist Physiognomik?

Physiognomik kommt aus dem altgriechischen Sprachgebrauch und setzt sich aus den beiden Wörtern φύσις phýsis „Natur, Gestalt“ und γνώμη gnōmē „Erkenntnis“ zusammen. Diese Wissenschaft beschäftigt sich mit dem physiologischen Äußeren des Körpers, mit besonderem Augenmerk auf das Gesicht. Das Gesicht spiegelt die seelischen Eigenschaften eines Menschen wieder und bringt durch die eigenen Charakterzüge und das sichtbare Temperament wertvolle Erkenntnisse hervor. Aus dem Gesicht können Emotionen, Affekte, Neigungen oder Gewohnheiten deutlich abgelesen werden. Veränderung der Gesichtshaut durch Verfärbungen, Spannungen oder Strahlungen lassen auf das innere des Menschen schließen. Genauso kann der Zustand der Gesundheit eines Menschen über die Zellen, Gewebe und Organe abgelesen werden. In der modernen spirituellen Entwicklung gibt es als holistischen Ansatz das Face Reading.

Geschichte der Physiognomik

In der Antike beschäftigten sich bereits die ersten Philosophen und Gelehrten, wie Aristoteles, Cicero, Plinius und Seneca mit der Beschaffenheit des Gesichtes und Körpers. Die ersten Schriften dazu befassten sich mit dem Haarwuchs, Körperfarbe, Haltung, Bewegung und weiteren natürlichen und äußeren menschlichen Merkmalen. Mit Sicherheit kann Aristoteles der größte Teil der Methoden zur Physiognomik dieser Zeitepoche zugeschrieben werden.

Während die Lehren von Aristoteles im Mittelalter und der Renaissance eher zur Alchemie gezählt wurden, forschte der Wissenschaftler Giambattista della Porte im 16. Jahrhundert in seinem Spektrum Magia Naturalis intensiver mit dieser Materie. Er berief sich dabei auf anonyme Schriften aus der antiken und nachchristlichen Zeit. Auch Galen mit seiner Humoralpathologie, der Lehre der 4 Säfte (Blut, gelbe Galle, schwarze Galle, Schleim) und Albrecht Dürer mit der Proportionslehre nahmen das Thema ernst und bezogen sich auf die Schriften von Giambattista della Porte. Im 17. Jahrhundert begann ein gewisser Hieronymus Cardanus mit den ersten Lehren der Metoposkopie (Kunst der Linienlesung auf der Stirn), den Ansatz der Physiognomik weiterzutreiben. Aber immer noch handelte es sich um okkulte Wissenschaften und Künste, die jenseits der Kirche und des Volkes eher im Geheimen untersucht wurden.

Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung fand eine starke Diskussion um die Hermetik und Humoralpathologie nach Galen statt. Der Schweizer Pastor Johann Caspar Lavater brachte sich mit seinem 4 bändigen Buch deutlich dazu ein. Er gilt auch als Gründer der Psycho-Physiognomik. Seine Nachfolge trat im 19. Jahrhundert der holländische Arzt Petrus Camper mit der Lehre der Biometrie an. Er vermass die Schädel der Menschen und konnte daraus erste Schlüsse zur Herkunft und Rasse bestimmen. Der zweite Ansatz dieser Zeit kam von den Disziplinen der Psychologie und Verhaltensbiologie durch Carl Gustav Gaus, Charles Bell, Charles Darwin und Theodor Piderit. Die Gesichtsmuskulatur wurde als primärer Bedeutungsträger verstanden.

In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte die Physiognomik unter dem Stichwort „Menschenkenntnis“ einen neuen Aufschwung. Prägend waren hier Oswald Spengler und Rudolf Kassner die sowohl den Körper von Lebewesen allgemein erforschten, aber auch den Zusammenhang der Phsygonomie mit der Außenwelt aufzeigten. Das spielte natürlich in die Rassenkonzepte der Nationalsozialisten mit rein und die Forschungen wurden von der damaligen Regierung finanziell unterstützt. Heute werden auf den Grundlagen der Lehre von Carl Huter und weiteren Vorgängern die Gebiete der Psycho Physiognomik und Patho Physiognomie mehr und mehr erforscht. Computerprogramme können Gesichter immer besser erkennen und analysieren. Man kann mit der modernen Technik schon ziemlich genau erkennen, was einem Menschen fehlt und was er braucht. Eine genaue Analyse der Gesichter, kann auf Verhaltensweisen, Krankheiten und Entwicklung rückschließen, dass macht das Gebiet der Physiognomik heute auch immens interessant.

Der Stil is die Physiognomie des Geistes. Sie ist untrüglicher als die des Leibes. Affektion im Stil ist dem Gesichterschneiden zu vergleichen.

Arthur Schoppenhauer

Psycho Physiognomik

Ähnlich zur Akupunktur ist die Psycho Physiognomik eine Methodik zur Erkenntnisgewinnung. Menschenkenntnis spielte in der Geschichte der Menschheit schon immer eine führende Rolle. Die Grundlagen der Psycho Physiognomik setzen etwa 2.000 v. Chr. an. Griechische Philosophen und Gelehrte, wie Aristoteles verschriftlichten bereits erste Erkenntnisse von Verhaltensweisen in Zusammenhang mit dem Gesicht und seiner Ausprägung. Sokrates, Platon und sogar Hippokrates waren wichtige Vordenker der Patho-Physiognomik. Den eigentlichen Meilenstein setze aber der Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller Johann Casper Lavater im 18. Jahrhundert. Er brachte zu seiner Lebzeit 4 Bände mit dem Titel „Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe“ heraus. Seine Theorien wurden von Friedrich Schiller, Goethe und weiteren großen Schriftstellern diskutiert und befürwortet.

Arthur Schoppenhauer befasste sich im 19. Jahrhundert auf Grund dieser ersten Befürworter der Psycho Physiognomik stark mit dem Thema und widmete ein Kapitel in seinem Werk „Parerga und Paralipomena II“ diesem wissenschaftlichen Ansatz. Wenig später beschäftigte sich der Schweizer Naturwissenschaftler und Psychologe Carl Huter in seinem 5 bändigen Band „Menschenkenntnis“ mit den Erkenntnissen von Lavater, Piderit und Franz Joseph Gall. Er überprüfte die Theorien und veröffentlichte als erster Wissenschaftler ein Gesamtbild der Physiognomik und der Phrenologie (Lehre der Schädelform). Er gilt auch als Gründer der Psycho-Physiognomik. Nach dem zweiten Weltkrieg griff Wilma Castrian das Thema auf und der Wissenschaftler Dirk Schneemann widmete sich ebenfalls der Psycho Physiognomik. Heute gilt das Schneemann System als Grundlage für das Facemapping. Weiter führten die Arbeiten der Anthropologin Dr. Helen Fischer aus den USA zu wichtigen Erkenntnissen in der Therapie mit Psycho-Physiognomik. Beide Ansätze sowohl von Schneemann als auch von Fischer bilden die Grundlage der heutigen Face Reading Methode.

Pathophysiognomik

Das Wort Pathos bedeutet im altgriechischen „Leiden, Ergiffensein“, Physis kommt von „Körper“ und Gnoma von „Kennzeichen“. Die Pathophysiognomik ist die Lehre der funktionsspezifischen Krankheitszeichen im Gesicht. Sie ist die Grundlage der Gesichtsdiagnostik und geht auf den Erfinder Natale Ferronato zurück. Im frühen Alter erhielt dieser nach der Huter’schen Lehre eine Ausbildung in Psycho-Physiognomik. Leider erfuhr er während seiner Studienzeit einen schweren Unfall, der anschließend anthroposophisch behandelt wurde. Aufgrund dieser erfolgreichen, achtjährigen Behandlung und seines eigenen Ehrgeizes im Studium der Physiognomik, entwickelte er die Patophysiognomik. 1993 gründete er eine Heilpraktikerschule und bot Kurse auf diesem Gebiet an.

Die Grundlagen der Pathophysiognomik sind im Gesicht zu finden, im Erkennen von Schwellungen, Dellen, Farb- und Strukturveränderungen. Alle diese Charakteristiken können zu einer Diagnose führen, die Schwächeanzeichen am Besten schon vor Ausbruch einer Krankheit erkennen lassen.

Gesichtsanalyse mittels Physiognomik

Unsere Organe sind über Nervenbahnen mit dem Gesicht verbunden. Wir haben insgesamt 43 Muskeln im Gesicht. Gefühlszustände, Warnungen und Charakterzüge sind anhand des Gesichts deutlich erkennbar. In der Wissenschaft entstehen so immer interessantere Erkenntnisse.

In einer Studie von 2010 wurde die Anzahl der Tore im Fussball und Fouls mit der Physiognomik der Fuisssballspieler korreliert. Es ergab sich, dass unter 1.000 Spielern aus 32 Ländern, die Mittelfeldspieler mit einem höheren Verhältnis von Gesichtsbreite zu Gesichtshöhe mehr Fouls begingen. Stürmer mit dieser Eigenschaft hingegen schossen deutlich mehr Tore als ihre Rivalen.
Eine weitere Studie von erfolgreichen Führungspersönlichkeiten ergab, dass CEOs mit einem breiteren Mund jährlich mehr Gewinne einfahren, als alle ihre Konkurrenten mit kleineren Mündern. Die Psycho Physiognomie schließt aus über 270 Merkmalen.

Dazu gehören Mimik und Körpersprache. Auf die Eigenschaften und Potenziale des Menschen, insbesondere im Verhältnis zu Kopfform und Gesicht wird dabei ebenfalls geachtet. Kompetenzen, wie Entscheidungsfähigkeit, Durchsetzungsstärke, Veränderungsbereitschaft, Strukturiertes Vorgehen, Qualitätsanspruch, Konfliktfähigkeit, Kritikfähigkeit, Kommunikationsstärke, usw. werden in die Analyse mit einbezogen. Darum ist ein Gespräch mit dem Patienten umso wichtiger. Denn daraus ergibt sich nicht nur die Reaktion im Gesicht auf bestimmte Situationen, sondern man versteht auch die Hintergründe seiner Gesundheit. Um einen holistischen Ansatz zu wahren, braucht es nicht nur die Kenntnisse der Psycho-Physiognomik, sondern auch einen stark intuitiven Part.

Beispielfragen in einer Sitzung

Was bedeuten die unterschiedlichen Ausdruckszonen des Gesichtes?
Wie steht es um Augen, Nase, Mund, Kinn, Ohren und was zeigt die Stirn?
Welche Inhalte passen zu dem Menschen, spirituell oder praktisch?
Welche Potenziale schlummern hinter einem Gesicht / Menschen?
Welche Krankheiten verbergen sich hinter den Verfärbungen?

Farbliche Merkmale der Haut

Weiß – Insuffizienz
Gelb – Leber, bakteriell
Orange – Leber, viral
Hellbraun – Degeneration 1. Grad, verminderte Ernährung des Gewebes
Braun – Degeneration 2. Grad
Grau – Degeneration 3. Grad
Rot – Entzündung
Rot-Violett – Toxikosen
Grün – Chemikalien
Blau – Vegetative Dystonie (neurologische Bewegungsstörung)

Fazit

Man kann die Liste Merkmale der Physiognomik noch deutlich erweitern. Allgemein kommt kommt es nicht nur auf Verfärbungen im Gesicht an, sondern auch auf die Lebensumstände und die Reaktion einer Person darauf. Wichtig zu wissen ist, dass die Phsygnomik Aufschlüsse bieten kann, wie es einer Person geht und was sie braucht. Außerdem kann sie über die Psyche und den Körper Aussagen treffen, die zur Heilung oder Verbesserung der Lebensumstände oder zu einer lehrreichen Erkenntnis, über sich selbst führt.

Videos über Physiognomik


https://www.youtube.com/watch?v=8pd7F1EO53s&list=PLTDKBu5z4AY9-gGZHDr5v_DcS5jQTgs9T


Bücher und Quellen

Bücher über Physiognomik

Physiognomik – Was Körper und Gesicht verraten
Einstieg in die Physiognomik
Grundalgen der Psycho-Phsysiognomik
Gesichter sprechen

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