Was sind Mikroexpressionen?

Mikroexpressionen oder auch Mikromimiken sind Gesichtsausdrücke, die sich in Sekundenbruchteilen bei uns abspielen. Sie werden als universeller Ausdruck von Emotionen betrachtet. Genauer von den 7 Grundemotionen, die jeder von uns fühlt wie Ekel, Ärger, Angst, Trauer, Freude, Überraschung und Verachtung. Dabei tritt eine kurze Veränderung des Gesichts auf. Diese kurze nonverbalen Kommunikation nehmen wir als Körpersprache bewusst wahr. Wer diese Signale erkennen und deuten kann ist im Alltag und auch in der Berufswelt deutlich im Vorteil. Wir bekommen nämlich pro Tag etwa 200 Lügen aufgetischt. Diese Mikroausdrücke passieren innerhalb von 40 bis 500 Millisekunden und sie geben einen ehrlichen Hinweis darauf, was die Person gegenüber denkt. Beherrscht man diese Methode, so kann man die meisten Lügen abfangen und angemessen reagieren.

Geschichte der Mikroexpressionen

Die ersten Wissenschaftler, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben sind der Ingenieur Ernest A. Haggard und der Psychoanalytiker Kenneth S. Isaacs. In einer Studie von 1966 namens „Mikromomente“ untersuchten sie Filme von Psychotherapiesitzungen nach nonverbalen Anzeichen zwischen dem Patienten und dem Therapeuten. Sie konnten dabei einige interessante Erkenntnisse über das Verhalten beider Seiten erhalten, die in die Studie mit einflossen.

William S. Condon leistete ebenfalls in den 60er Jahren Pionierarbeit mit seinem Studium von Interaktionen. Er identifizierte Mikrobewegungen und Mikrorythmen bei verschiedenen Probanden. Es ging im Wesentlichen darum auftretende Muster zwischen Liebespaaren zu erkennen. Auf Basis von Condon’s Studie begann der amerikanische Psychologe John Gottman die Interaktion von Liebespaaren weiter zu untersuchen. Nach dieser Studie konnte Gottman zielsichere Vorhersagen über die Teilnehmer treffen. Genauer darüber ob diese treu und ehrlich waren oder nicht.

1978 wurde ein Kodierungsverfahren für Psychologen mit dem Namen FACS (Facal Action Coding System) entwickelt, welche echtes Lachen von gefaktem Lachen unterscheiden kann. Ein Witz löst sowohl Mitleidslachen, aber auch Begeisterung aus. Die Emotionspsychologie ist hier in Millisekunden entschieden. Das Kodierungsverfahren brachte Interessante Aufschlüsse über die freudvolle Emotion.

Ein weiteres bekanntes Projekt zu dieser Zeit ist das „Wizards-Projekt“. Durchgeführt von Paul Edman und Maureen O’Sullivan brachte es spannende Erkenntnisse mit sich. Es wurden dabei 1.000 Menschen getestet, ob sie einen Lügner zielsicher entlarven können unter der Anwendung ihrer Beobachtungsgabe. Also im Wesentlichen wurden die Probanden getestet, ob sie die Mikroimpressionen in Sekundenschnelle deuten können. Unter den 1.000 Probanden befanden sich genau 5 Menschen, die diese Fähigkeit besaßen. Diese sogenannten „Wahrheits-Zauberer“ erkennen sofort, ob ihr Gegenüber die Wahrheit sagt oder nicht. Bis heute wurden unter 20.000 Testkanditaten nur 50 Personen mit dieser Fähigkeit ausgemacht.

Die 7 wichtigsten Mikroexpressionen

ekel

Ekel

Diese Emotion wird durch rümpfen der Nase und das Herabziehen der Mundwinkel ausgedrückt. Die Oberlippe wird dabei nach oben und die Unterlippe hinterher gezogen. Die Wangen sind angehoben und die Augenbrauen abgesenkt. Der Kopf wird meistens zur Seite geneigt.


Wut/Ärger

Auf Wut lässt ein angehobenes Augenlid schließen. Auch zusammengepresste Lippen oder Mundwinkel sprechen dafür. Die Augenbrauen ziehen sich zusammen und senken sich wieder. Vertikale Falten zwischen den Augenbrauen sprechen genauso für Wut, wie erstarrte Augen.


Verachtung

Verachtung

Der Mundwinkel ist auf einer Gesichtshälfte angehoben oder eingezogen. Nur eine Seite ist angespannt. Es sieht so aus als würde die Person sagen wollen „Was kannst Du mir schon?“


Trauer

Bei traurigen Menschen sind die Mundwinkel heruntergezogen wie ein auf dem Kopf stehendes U. Die inneren Ecken der Augenbrauen ziehen sich zusammen und die Lieder nach oben. Der Blick ist leer und ohne Fokus.


Angst

Angst

Bei Angst ziehen wir die Augenbrauen hoch oder zusammen. Die Augen sind weit geöffnet und die Augenlider angespannt. Der Mund ist leicht geöffnet und die Lippen ziehen sich zurück innen Mundinnenraum.


Überraschung

Die Augenbrauen sind wie bei Angst hochgezogen und die Stirn legt sich in falten. Der Mund ist leicht geöffnet, aber bleibt dabei entspannt.

Überraschung

Freude

Freude

Die Mundwinkel sind zum Lachen nach oben geneigt und werden nach hinten gezogen. Es entsteht eine Furche von Nasenrücken zu den Mundwinkeln. Die Lachfalten unterhalb der Augen zeigen sich je nach Alter unterhalb der Augen. Hier lässt sich auch erkennen, ob das Lachen echt ist. Bei einem unechten Lachen bewegt sich nur der Mund. Bei einem heftigen Lachen hingegen bewegen sich sogar die Ohren etwas.

Mikroexpressionen im Alltag

Job
Mit einem geschulten Auge kann man schnell erkennen, ob jemand nervös ist. Das zeigt sich an einem vermehrten Blinzeln. Der Teilnehmer ist durch den Stress leicht angespannt und leistet sich hin und wieder verbale Fehltritte. Auch Händezittern und unruhige oder hastige Bewegungen lassen darauf schließen. Der Gegenüber versucht krampfhaft ruhig zu bleiben, was meistens im gegenteiligen Effekt endet. Unterbewusste Beruhigungsgesten sind ebenfalls versteckte Merkmale von Stress in Vorstellungsgesprächen.

Verkaufsgespräche
Man erkennt bei einem Kunden sehr leicht, wann er bereit ist einen Kauf abzuschließen. Vor Allem wenn es auf die Emotionale Ebene geht. Mit einem sanften Nachhaken oder einem wahren Interesse an privaten Themen, lassen sich Kunden um den Finger wickeln und Einwände können schon im Vorhinein ausgemerzt werden. Ist die Vorarbeit geleistet dann ist die Preisverhandlung deutlich entspannter.

Beziehung
Emotionen des Partners lesen hält frisch und harmonisch. Im Grunde geht es dabei nicht so viel um den bewussten Ausdruck, sondern um das wahre Interesse an seinem Gegenüber. Im Streit kann das schon ganz anders aussehen. Die meisten Partner wissen genau, wann der Gegenüber lügt oder die Wahrheit sagt.

Familie und Freunde
Bei Familienmitgliedern funktioniert es genauso wie in der Partnerschaft. Emotionen sind oftmals leicht zu erkennen und können schnell aufgefangen werden. Bei einem Freund ist es da nicht ganz so leicht. Denn hier braucht man wahres Interesse und ein wenig Kenntnis über seinen Zustand.

Poker
Die Körpersprache beim Poker ist entscheidend. Die Mikroexpressionen der Teilnehmer und Spieler sind meistens so kontrolliert, dass man fast nichts daraus ablesen kann. Dennoch hat jeder Mensch seine Sicherheiten und dementsprechend auch Marotten oder Gewohnheiten, die ihn entlarven. Bei genauem Hinsehen geht es darum diese in der kurzen Zeit des Spiels ausfindig zu machen.

Fazit

Je besser man sich mit Mikroexpressionen auskennt, desto schneller enttarnt man ihre wahren Absichten. Einfache Übungen helfen hier schon oft große Fortschritte zu machen. Man kann die Steuerung der eigenen Mikroexpressionen genauso üben. Wichtig ist aber sich vorab ein dickes Fell zuzulegen und eine hohe Resilienz zu erreichen. Denn jeder Mensch hat etwas, was ihn triggert und das ihn in emotionalen Situationen aus der Reserve lockt.

Videos über Mikorexpressionen



Bücher und Quellen

Bücher über Mikroexpressionen

Mimikresonanz: Gefühle sehen. Menschen verstehen.
Was dein Gesicht verrät
Körpersprache entschlüsseln & verstehen
PSYCHOLOGIE FÜR ANFÄNGER

 

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