Was ist das Shat Chakra Nirupana?

Shat Chakra Nirupana stammt aus dem Jahr 1526 und wurde von dem Tantrameister Swami Purnanda verfasst. Die Schrift beschreibt detailliert die Kraft der 7 Chakren und bildet die Grundlage der Chakrenlehre. Auch wenn „Hatchakra“ 6 Chakren bedeutet, werden hier 7 Chakren beschrieben. Sir John Woodroffe veräffentlichte die Schriften im 1919 unter dem Namen „The Serpenti Power“, abgeleitet von der Kundalini-Schlangenenergie, und machte sie unter seinem Pseudonym Arthur Avalon der Welt zugängig. Woodroffe war an der hinduistischen Philosophie interessiert und vertiefte sich in die Lehren des trantrischen Shaktismus, einer Richtung des Hinduismus, die an kosmische Energie und die göttliche Mutter glaubt. Den Chakren wurden verschiedene Chakratiere, Götter und Mantra sowie Farben und weitere Merkmale zugeordnet.

Bedeutung des Shat Chakra Nirupana

Das Shat Chakra Nirupana ist ein grundlegender Text der tantrischen und yogischen Traditionen, der die sechs Hauptchakren (Energiezentren) im menschlichen Körper beschreibt. Diese Chakren sind Muladhara, Svadhisthana, Manipura, Anahata, Vishuddha und Ajna. Die Bedeutung des Shat Chakra Nirupana liegt in seiner detaillierten Darstellung der feinstofflichen Anatomie, die als Leitfaden für Praktizierende dient, um ihre spirituellen und meditativen Praktiken zu vertiefen. Durch das Verständnis und die Aktivierung dieser Chakren kann ein Praktizierender höhere Bewusstseinszustände und spirituelle Erleuchtung erreichen. Der Text spielt eine zentrale Rolle in der Kundalini-Yoga-Praxis, wo die Erweckung der schlafenden Kundalini-Energie, die an der Basis der Wirbelsäule ruht, durch die Chakren bis zur Krone des Kopfes angestrebt wird, um spirituelle Vollendung zu erreichen.

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Die Chakren im Shat Chakra Nirupana

Die Chakren sind in einzelne Verse aufgeteilt, die wiederum die einzelnen Merkmale der Chakren selbst beschreiben. Wir haben versucht für euch die einzelnen Merkmale auf das Wesentliche zusammenzufassen, da es länger braucht alle Verse zu lesen. Wer dennoch Lust hat die Verse auf Sanskrit oder Deutsch zu lesen kann das hier machen.

Muladhara Chakra (Wurzelchakra)

**Vers 4-13**

Das Muladhara Chakra, auch Wurzelchakra genannt, ist am Eingang der Sushumna befestigt und liegt unterhalb der Genitalien und oberhalb des Anus. Es wird durch einen vierblättrigen Lotos mit den Buchstaben Va, Sha, Sha, und Sa dargestellt. Innerhalb dieses Chakras befindet sich ein gelbes Quadrat, das die Erde symbolisiert, umgeben von acht glänzenden Speeren.

Im Zentrum dieses Chakras sitzt ein leuchtender roter Elefant, der das Dhara-Bija trägt. Hier wohnt die Göttin Dakini, deren vier Arme und strahlende Augen sie zu einer mächtigen Erscheinung machen. In der Fruchthülle des Chakras gibt es ein blitzähnliches Dreieck, das als Kamarupa bekannt ist. Innerhalb dieses Dreiecks ruht der Svayambhu in Lingaform, der durch Meditation und Erkenntnis enthüllt wird.

Über dem Svayambhu liegt die schlafende Kundalini, fein wie eine Lotosstengelfaser, die dreieinhalb Mal um den Shiva gewickelt ist. Die Kundalini ist die Weltverwirrerin und ihre Erweckung führt zu spiritueller Erleuchtung und unendlicher Freude. Die Betrachtung des Muladhara Chakras führt zu spirituellen und körperlichen Vorteilen wie Sprachbeherrschung, Gesundheit und Freude.

 

Svadhisthana Chakra (Sakralchakra)

**Vers 14-18**

Das Svadhisthana Chakra befindet sich an der Genitalwurzel und hat eine scharlachrote Farbe. Es hat sechs Blütenblätter mit den Buchstaben Ba, Bha, Ma, Ya, Ra, und La. Innerhalb des Chakras liegt eine halbmondförmige weiße Wasserregion, die Varuna symbolisiert. Hier findet man das Bija Vam, welches makellos und weiß wie der Herbstmond ist.

Im Zentrum des Chakras wohnt Hari, dargestellt in strahlendem Blau mit vier Armen und einem gelben Gewand. Die Göttin Rakini, die in diesem Chakra residiert, hat die Farbe des blauen Lotos und ist mit Waffen und Ornamenten geschmückt. Ihre Stimmung ist verzückt vom Trinken des göttlichen Nektars.

Meditation über das Svadhisthana Chakra befreit von charakterlichen Fehlern und Unwissenheit. Der Yogi, der dieses Chakra beherrscht, wird zum Herrn der Yogis und seine Worte fließen klar und nektargleich.

 

Manipura Chakra (Sakralchakra)

**Vers 19-21**

Das Manipura Chakra befindet sich an der Nabelwurzel und hat eine strahlende Farbe, die an schwerbeladene Regenwolken erinnert. Es hat zehn Blütenblätter mit den Buchstaben Da, Dha, Na, Ta, Tha, Da, Dha, Na, Pa, und Pha. In der Mitte des Chakras ist ein dreieckiges Feuer, das von drei Svastika-Zeichen umgeben ist und das Vahni Bija enthält.

Innerhalb dieses Chakras residiert Rudra, der auf einem Widder reitet und wie die aufgehende Sonne leuchtet. Er hat ein ehrwürdiges Aussehen und ist von Asche bedeckt. Hier wohnt auch die Göttin Lakini, die Wohltäterin aller. Sie hat eine dunkle Körperfarbe, ist gelbgewandet und mit Ornamenten verziert. Ihr Körper leuchtet strahlend, und ihre Betrachtung verleiht die Macht, zu erschaffen und zu zerstören.

Meditation über das Manipura Chakra verleiht dem Yogi die Fähigkeit, die Welt zu beeinflussen und zu transformieren. Es gibt ihm Weisheit und Erkenntnisreichtum.

 

Anahata Chakra (Herzchakra)

**Vers 22-26**

Das Anahata Chakra befindet sich im Herzen und hat die leuchtende Farbe der Bandhuka Blüte. Es hat zwölf Blütenblätter mit den Buchstaben Ka, Kha, Ga, Gha, Na, Ca, Cha, Ja, Jha, Na, Ta, und Tha. Innerhalb dieses Chakras liegt die sechseckige Vayu-Region, die an farbigen Rauch erinnert.

In der Mitte des Chakras befindet sich der Pavana Bija, das wie eine Rauchwolke aussieht und auf einer schwarzen Antilope reitet. Hier wohnt auch der Gebieter der göttlichen Barmherzigkeit, der hell wie die Sonne leuchtet und mit seinen Gesten Gnade und Furchtlosigkeit gewährt. Die Göttin Kakini residiert ebenfalls hier, mit einem strahlend gelben Körper und drei Augen.

Meditation über das Anahata Chakra macht den Yogi zu einem Schutzgott, der die Welt beschirmen und zerstören kann. Dieser Lotos ist wie ein Wunschbaum, der alle Wünsche erfüllt.

 

Vishuddha Chakra (Kehlkopfchakra)

**Vers 28-31**

Das Vishuddha Chakra befindet sich an der Kehle und hat eine rauchig-purpurfarbene Farbe. Es hat sechzehn Blütenblätter mit den Vokalen A, Ā, I, Ī, U, Ū, Ṛ, Ṝ, Ḷ, Ḹ, E, Ai, O, Au, Aṃ, und Aḥ. In der Fruchthülle dieses Chakras liegt die weiße Äther-Region, die wie der Vollmond aussieht. Hier befindet sich das Bija Ambara, welches auf einem schneeweißen Elefanten reitet.

In der Mitte des Chakras wohnt Sada-Shiva, der drei Augen und fünf Gesichter hat und mit einem Tigerfell bekleidet ist. Die Göttin Shakini, die in diesem Lotos residiert, ist gelbgewandet und trägt in ihren vier Händen Bogen, Pfeil, Fangschlinge und Stachelstock. Sie ist die Verkörperung der reinen Nektarregion.

Meditation über das Vishuddha Chakra verleiht dem Yogi Beredsamkeit, Weisheit und Frieden. Es gibt ihm die Macht, die drei Welten zu bewegen und Krankheiten und Sorgen zu überwinden.

 

Ajna Chakra (Stirnchakra)

**Vers 32-36**

Das Ajna Chakra befindet sich im Bereich der Stirn und hat die weiße Farbe des Mondes. Es hat zwei Blütenblätter mit den Buchstaben Ha und Ksha. In der Mitte dieses Chakras befindet sich die Göttin Hakini, die sechs Gesichter und sechs Arme hat. Sie hält ein Buch, einen Menschenschädel, eine kleine Handtrommel und einen Rosenkranz und macht Gesten der Gnade und Furchtlosigkeit.

Innerhalb des Chakras liegt der subtile Geist (manas) und der Shiva in seiner Phallusform, der Itara genannt wird. Dieser Linga leuchtet wie eine Kette aufflammender Blitze. Hier befindet sich auch das erste Bija der Veden, das die Brahma Sutra sichtbar macht.

Meditation über das Ajna Chakra verleiht dem Yogi Allwissenheit, Allsicht und außergewöhnliche Kräfte. Er kann den Körper eines anderen betreten und erlangt die Einswerdung mit dem Brahman.

 

Sahasrara Chakra (Kronenchakra)

**Vers 40-45**

Das Sahasrara Chakra befindet sich im Scheitelbereich des Kopfes und hat tausend Blütenblätter. Es strahlt heller als der Vollmond und hat die Farbe der aufgehenden Sonne. Innerhalb dieses Chakras ist der Vollmond ohne die Hasenspur, der wie am klaren Himmel strahlt. Hier befindet sich auch das blitzartig leuchtende Dreieck, in dem die Große Leere strahlt.

Gut verborgen und schwer zu erreichen ist der subtile Bindu, der die Hauptwurzel der endgültigen Erlösung darstellt. In diesem Chakra wohnt der Deva Parama-Shiva, der das Brahman und der Atma aller Lebewesen ist. Er durchdringt alle Dinge und verbreitet einen Strom nektarähnlicher Substanz.

Meditation über das Sahasrara Chakra führt zur Verwirklichung der Einswerdung mit dem Brahman und verleiht außergewöhnliche spirituelle Kräfte. Der Yogi wird nicht mehr in die Wandelwelt wiedergeboren und bewegt sich nur auf Brahman zu.

Video über Shat Chakra Nirupana